Gornergrat Bahn Matterhorn
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«Im Unterland wird der Stein niemals so leuchten wie da, wo er entstanden ist»

Geschichte 118

Im Jahr 2000 plante die Gornergrat Bahn die Modernisierung von vier Doppeltriebwagen, welche dann zusammengerechnet seit 118 Jahren im Einsatz standen. Die Designerin Anna-Maria Müller, damals bei der Firma Lantal Textiles tätig, wurde mit dem Re-Design betraut. Im Interview erzählt sie, wie ein Stein vom Gornergrat sie inspirierte. 

Anna-Maria Müller, wie sind Sie damals die Modernisierung der Doppeltriebwagen 3041-3044 angegangen?  

Anna-Maria Müller: «Die Aufgabe war total spannend. Nach langen Diskussionen hatten wir den passenden neuen Sitzbezugsstoff gefunden. Da der Polsterstoff den ganzen Fahrgastraum wesentlich beeinflusst, haben wir den ganzen Innenraum den Farben des neuen Textils angepasst: Zartes blau, Alu und helles Holz.» 

Welche Recherchen haben Sie für das Projekt unternommen? 

Anna-Maria Müller: «Ich fuhr früh morgens mit meiner Tochter hinauf auf den Gornergrat. Es war ein Bilderbuchtag, wie man ihn aus Prospekten kennt. Der Himmel war blau, die Steine leuchteten silbern und in ganz speziellem Glanz. Von da an hielten mich die Farben der wunderbaren Zermatter Bergwelt in ihrem Bann.» 

Farben vermitteln Emotionen. Wie sind Sie bei der Auswahl letztlich vorgegangen? 

Anna-Maria Müller: «Mir war sofort klar: Der Himmel und das Silber mussten am Wagen sichtbar gemacht werden. Dafür wollte ich die Farben einfangen und mitnehmen, um mich bei der Bestimmung der Farben genau zu erinnern. Ich habe einen Stein aufgehoben und ihn heimlich in meinen Rucksack gesteckt. Er war handgross und silbern leuchtend.» 

Und, konnten Sie sich zu Hause an die Farben erinnern? 

Anna-Maria Müller: «Zu Hause an meinem Arbeitsplatz hatte der Stein vom Gornergrat sein Leuchten verloren! Ich war fassungslos und enttäuscht. Es ist unmöglich, alle Wunder und alles Schöne dieser Welt nach Hause zu tragen. Da wo es entstanden ist, ist es am Schönsten.» 

Zum modernen Design ist es dann aber trotzdem gekommen. Wie sind Sie vorgegangen? 

Anna-Maria Müller: «Wir haben die grosse obligatorische Fläche im Signalbraun der Gornergrat Bahn und die Streifen in Blau und Silber im Goldenen Schnitt aufeinander abgestimmt. Das Dach war silbern leuchtend, dann kam ein Streifen blau als Verbindung zum Himmel, dann das Gornergrat-Bahn-Braun und zu unterst nochmals ein Streifen in Zermatter Silber.» 

Was ist aus dem Stein geworden? 

Anna-Maria Müller: «Bei der Vorstellung des ersten Wagens in Zermatt, durfte ich das Design und die Herleitung erklären. Ganz zum Schluss meiner Präsentation habe ich reumütig den Stein aus meinem Rucksack geholt und einen Mitarbeitenden der Bahn gebeten, diesen wieder dahin zu bringen, wo ich ihn geholt habe. Im Unterland wird der Stein niemals so leuchten wie da, wo er entstanden ist.» 

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